Cosplay könnte man als nach außen gerichteten Ausdruck seiner Leidenschaft bezeichnen. Es ist eine nicht zu unterschätzende Kraft, die Kreativität freisetzt und Spieler weltweit dazu inspiriert, ihre Lieblingscharaktere aus Videospielen zum Leben zu erwecken – mit atemberaubenden Ergebnissen.
Franchises wie Mass Effect und Dragon Age sind schon lange im Cosplay verwurzelt und durch internationale Veranstaltungen wie die Gamescom ist es längst nichts Ungewöhnliches mehr, berühmte BioWare-Charaktere wie FemShep auf der Showbühne zu erleben.
Auf einer ähnlichen Messe, der EA PLAY 2017, erhaschten Elliott und Carla Politte – das Ehepaar hinter Irradiant Cosplay – einen ersten Blick auf Anthem.
„Ich weiß noch, wie ich Anthem sah und mich sofort zu dieser geheimnisvollen Welt, dem Grundgedanken hinter dem Spiel und dem Design dieser unglaublichen Javelin-Exo-Anzüge hingezogen fühlte“, erzählt Elliott. Während die Anthem – Offizielle Gameplay-Enthüllung (2017) die beiden auf eine Reise mitnahm, die eine Landschaft urtümlicher Schönheit versprach, kam dem Paar eine ehrgeizige Idee: Sie wollten den ersten, voll funktionsfähigen Ranger für Cosplay bauen und ihn auf der DragonCon 2018 vorstellen.
Bevor die Arbeit an Projekt Anthem begann, stellte sich eine entscheidende Frage: Wie baut man einen Charakter aus einem Spiel nach, das erst im Februar 2019 herauskommt? „Indem man jeden Abschnitt des Enthüllungs-Trailers, Frame für Frame durchgeht“, erklärt Elliott.
Den Ranger aus jedem sichtbaren Blickwinkel festzuhalten, verschaffte ihnen genug Referenzmaterial, um das Erscheinungsbild und die Funktionalität des Exo-Anzugs nachzubauen und gleichzeitig Elliotts Körperformen und -größe zu erfassen.
„Ich bin ein ziemlich sportlicher Typ von 1,90 m und die Rüstung aus dem Trailer wurde von einem zierlicheren, aber immer noch sportlichen, weiblichen Freelancer getragen, die deutlich kleiner war als ich. Um das zu umgehen, fertigten wir einen virtuellen Scan meines Körpers an und erstellten ein 3-D-Modell, mit dem wir sicherstellen konnten, dass alle Körperabschnitte des Anzugs korrekt waren“, enthüllt Elliott. „Auf Körperproportionen achte ich immer besonders, denn sie können die visuelle Ästhetik eines ganzen Projekts ruinieren.“
Alle kreativen Projekte müssen einzigartige Herausforderungen bewältigen, wie Elliott erläutert: „Unser erster Fehler war es zu glauben, wir könnten alles einfach in 3-D ausdrucken, wie wir es bei vorherigen Projekten getan hatten. Teile der Rüstung waren zu steif und wir mussten unsere Herangehensweise bei der Erstellung der Zehengänger-Gliedmaßen überdenken.“
Schlussendlich wurden sie aus Stahl geschweißt und alles um sie herum wurde per Hand aus Schaumstoff gefertigt, damit alle Größen und Proportionen genau dem Bauplan des Anzugs entsprachen.
Über Versuch und Irrtum wurde ihnen das ganze Ausmaß von Projekt Anthem bewusst. „Das war ein gewaltiges Vorhaben. Also ließen wir uns von einigen Leuten helfen, damit das Projekt auch wirklich zur Dragon Con 2018 fertig wurde.“
Eine weitere Herausforderung war die Funktionalität des Ranger -Helms, der elektronische Verkabelung benötigte, um die motorgetriebene Frontplatte mit Energie zu versorgen.
„Das hat uns ganz schön Kopfzerbrechen bereitet“, erinnert Elliott sich. „Am Ende benutzten wir ein Mikrokontroller-Board von Arduino, das mit Knöpfen am Hinterkopf des Helms und am unteren Ende der linken Brustplatte verbunden ist, damit das Visier funktionierte.“
Wenn man hier drückt, öffnet sich das Visier; wenn man dann noch einmal drückt, klappt es zu und die Helmbeleuchtung schaltet sich ein. Die Verkabelung, um diese Mechanik mit Energie zu versorgen, sitzt zusammen mit einem Akku hinten im Helm.
„Wir haben noch weitere Elektronik in dem Javelin verbaut“, verrät Elliott. „Ich habe ein Adafruit Arduino Waveshield und Stimmmodulator verwendet, um einen Sprachkodierer mit Tonhöhenverschiebung zu konstruieren. Außerdem habe ich eine durch ein Arduino-Board betriebene Konstruktion für Soundeffekte am Rumpf des Exo-Anzugs eingebaut.“
Die Soundeffekte und Musik werden durch Knöpfe eingeschaltet, die sich an seinen Fingerspitzen befinden und die Lautsprecher, die diese Rüstungseffekte verstärken, sind zwei ultraleichte JBL Clip 2, die in den Hüftgelenken des Anzugs sitzen.
„Es gibt auch noch LEDs an den Rücken- und Beinöffnungen, aber die sind kabellos und müssen nur vor der Verwendung aufgeladen werden“, sagt Elliott.
Über die Farbgebung des Rangers und die Konstruktion seiner Waffen erzählt Elliott: „Wir haben uns mit EA und Bioware in Verbindung gesetzt, um mehr Informationen über diese Details zu bekommen. Das erwies sich aber als schwierig, wegen der Geheimhaltung, die oft bei der Entwicklung von Videospielen bis zu ihrer Veröffentlichung herrscht. Man sagte uns allerdings, dass das Studio wirklich gespannt darauf sei, womit wir aufwarten würden.“
Viel Einfallsreichtum und mehr als ein Jahr Zeit waren bis zur Fertigstellung nötig „Einen 2,75 m großen Javelin-Exo-Anzug zum ersten Mal anzulegen ist etwas, das ich nie vergessen werde!“, verriet Elliott. „Ich bin wirklich total begeistert davon, wie er geworden ist, und fühle mich wie ein echter Teufelskerl, wenn ich ihn trage, aber ich schätze, das Entwicklerteam von Bioware hat sich die Gefühlswelt eines Freelancers auch genau so vorgestellt.“ Und die Reaktion der Cosplayfans in Atlanta auf der Dragon Con war absolut überwältigend.
„Ich bin immer wieder verblüfft über die Kreativität unserer Fans. Wir finden es großartig, wenn unsere Community unsere Charaktere und die Hintergrundgeschichten mit offenen Armen aufnimmt und sie zum Leben erweckt! Wir sind alle mächtig beeindruckt von der Arbeit von @irradiantcosplay, das ist ein echt krasser Ranger.“ Jon Warner, Lead Producer von Anthem.
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Cosplay-Fotografie von Paul Cory