Der Kuss des Krypters: Eine Kurzgeschichte mit Auswahlmöglichkeiten
Von Cathleen Rootsaert
GEHEIME BEZIEHUNG
Du greifst nach Ammiens Hand. „Ich kann uns nicht einfach aufgeben.“
„Ich kann auch nicht ohne dich leben“, flüstert Ammien und ist dir dabei so nah, dass seine/ihre Wimpern über deine Wange streichen.
Zusammen schleicht ihr durch die Schatten und kehrt zu deiner Wohnung zurück, wo ihr die Nacht verbringt und bis zum Morgengrauen zusammenbleibt.
Einige Wochen lang wiederholt sich diese Routine. Du verliebst dich immer mehr. Wenn du ehrlich bist, verleiht das Herumschleichen eurer Romanze noch etwas zusätzlich Würze und drängt das Schuldgefühl, das du wegen der Täuschung hast, etwas in den Hintergrund. Du warst noch nie zuvor glücklicher. Das Leben – das in Bastion oft von Schwierigkeiten geplagt ist – ist für dich und Ammien süß und voller Freude.
Doch genau wie das Sprichwort „Baue deine Zukunft nie auf Gestalter-Ruinen“ besagt, sind die Lügen, die ihr in eure Beziehung verwoben habt, eine stetig tickende Zeitbombe.
An einem normalen Tag sind die kleinen Stiche und Ablenkungen, die du über deine Verbindung zu Ammien zugesendet bekommst, durchaus erträglich. Aber an diesem Tag kommt es zur Katastrophe.
Du und ein Rookie – Freelancer Thorne – seid auf einem routinemäßigen Auftrag, um ein Gestalter-Relikt in der Nähe des Herz des Zorns einzudämmen. Ihr befindet euch beide in einer sehr tiefen und engen Höhle. Die blendende Hitze und die Dämpfe, die von dem Lavafluss unter euch aufsteigen, sorgen dafür, dass ihr beide beinahe blind fliegt und euch völlig auf euren Krypter verlassen müsst. Heute ist dieser Krypter Ammien.
Das Relikt stellt sich als komplexer heraus als alles, was Freelancer Thorne in seiner noch jungen Karriere bisher zu Gesicht bekommen hat. Mit jedem fehlgeschlagenen Eindämmungsversuch tauchen mehr und mehr Titanen aus dem bevorstehenden Cataclysm auf. Thorne verfällt in Panik und schafft es vor Angst nicht länger, seine Aufgabe auszuführen. Es dauert alles viel zu lange! Und jetzt ist Ammien anfällig für die Hymne der Schöpfung und ihren gefährlichen Ruf.
„Sie ist so wunderschön. Mein Geist will ihr nah sein.“
„Halte durch, Ammien!“ Du gibst ein Notrufsignal über Funk raus.
Obwohl du die Titanen mit allem angreifst, was du nur zu bieten hast, schlagen sie dich erbarmungslos zu Boden. Du bist nur ein einzelner Freelancer und musst dich sowohl einem instabilen Relikt als auch den monströsen Bestien stellen … die Situation sieht übel aus. Wann wird Verstärkung eintreffen? Während du dich noch zwischen deinem Pflichtgefühl, das dich dazu drängt, Freelancer Thorne beizustehen, und deiner Angst um Ammien, der Liebe deines Lebens, hin und her gerissen fühlst, stürzt dein System plötzlich ab. Mit einem lauten Knall schlägst du in einer Höhlenwand ein und schlitterst hinter einen der vielen Felsen.
Deine Gedanken rasen im Hochtempo durch deinen Kopf, doch du kannst nichts mehr tun.
Du bist in deinem Javelin gefangen, während Freelancer Thorne unter dem Fuß eines gewaltigen Titanen zerquetscht wird. Du bist in deinem Javelin gefangen, während Ammien mit der tödlichen Stimme der Hymne kämpft. Der Systemabsturz hält dich immer noch bewegungslos gefangen, als zwei andere Freelancer, die dem Notsignal gefolgt sind, eintreffen und sofort erkennen, wie es zu dieser Situation gekommen ist. Sie stürzen sich hinab, um dein Versagen auszubaden.
Am Ende schaffen sie es, das Relikt einzudämmen und die Titanen zu besiegen, doch der Preis, den sie dafür zu zahlen hatten, ist hoch. Zwei Freelancer sind tot, ein dritter schwer verwundet und im Koma und Ammien konnte sich nur gerade so vom Rand des Wahnsinns retten.
An jenem Abend treffen sich Ammien und du in einer dunklen Gasse. Ihr weint und haltet euch gegenseitig in den Armen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie herausfinden werden, was vorgefallen ist, und man euch für euer Vergehen bestrafen wird. Sobald der verletzte Freelancer aufgewacht ist, wird sie ihnen alles erzählen, was sie gesehen hat. Ammien und du werdet beide aus der Enklave verbannt werden – wahrscheinlich wird man euch wegen Mordes vor Gericht stellen. Eins ist ohne Frage sicher: Ihr werdet euch nie wiedersehen.
„Lass uns zusammen fliehen, bevor sie es herausfinden“, schlägst du vor.
„Wohin denn?“
„Ich habe Freunde unter den Regulatoren. Wir beginnen ein neues Leben, weit weg von all dem hier.“
Ammien schüttelt nur mit finsterer Miene den Kopf. „Ich habe eine einfachere Lösung. Wir töten den Freelancer, bevor sie aufwacht.“
Ihr besprecht und diskutiert eure Optionen für einige Stunden, bevor ihr schließlich eine Entscheidung fällt.